Viele Unternehmen stecken aktuell mitten im Digitalisierungsprozess. Dabei gibt es gute Gründe, bei einem Umstieg von intern genutzter Software über Cloud-Lösungen nachzudenken. Doch wie finden Firmen die für ihren Anwendungsfall optimale Strategie?

Der „Corona-Effekt“ verschafft der Cloud den nötigen Schub

Cloud-Lösungen offenbaren zunehmend ihre Vorteile: Vor allem den stets verfügbaren Zugang für alle Mitarbeiter sowie stetige Weiterentwicklungen in Richtung künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung.

Foto: CNT

Cloud-Lösungen sind an sich nichts Neues. Beispielsweise beim Softwarespezialisten SAP werden diese immerhin seit mehreren Jahren angeboten. Jedoch wollten sich deutsche Unternehmen bisher nicht so recht von ihren „On-Premise“-Installationen verabschieden. Die vorherrschende Meinung lautete: Cloud-Lösungen können einfach nicht leisten, was eine firmeneigene Software schafft.

Während dies zu Beginn in Teilbereichen auch stimmte, offenbart die Cloud zunehmend ihre Stärken. Vor allem der „immer und überall“-Zugang für Mitarbeiter, Partner und Dienstleister sowie die schnelle und effiziente Implementierung hat im vergangenen Pandemie-Jahr zunehmend an Bedeutung gewonnen. Aber auch die stetige Weiterentwicklung in Richtung künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung sprechen immer mehr für die Cloud.

Flexibilität gilt als Haupttreiber für Cloud-Lösungen

Ein Wechsel – weg von internen Softwarelösungen hin zu Cloud-Lösungen – ist gerade jetzt besonders angeraten. Für die Geschäftsführung und die Aktionäre steht bei solchen Überlegungen meistens die Kostenminimierung im Vordergrund. Denn durch „Cloud-Hosting“ lässt sich die Softwarestruktur effizienter betreiben und Veränderungen des Geschäftsmodells können direkt skaliert werden. Während diese sehr vorteilhafte Flexibilität in den letzten Jahren keinen großen Stellenwert hatte, ist sie aktuell zu einem Haupttreiber für Cloud-Lösungen geworden. Insbesondere im letzten Jahr mussten viele Unternehmen sehr schnell auf Disruption reagieren. „Disruption“ (engl. „to disrupt“) bedeutet „unterbrechen“ oder „zerstören“. Disruptive Innovationen werden häufig als „zerstörerisch“ beschrieben, weil sie alte Geschäftsmodelle oder Technologien ersetzen. Derartige Trends ersetzen die Erfolgsserie einer bereits bestehenden Technologie, eines bestehenden Produkts oder einer bestehenden Dienstleistung. Sie können diese vollständig vom Markt verdrängen und die Investitionen der bisher beherrschenden Marktteilnehmer obsolet machen.

Der Digitalisierungsspezialist Sven Kohl von der CNT Management Consulting erläutert dazu aus seiner beruflichen Praxis: „Wir sehen zurzeit eine Kehrtwende bei unseren Kunden – alles was früher schlecht war, ist heute erstrebenswert. Ein ‚leanes‘ Produkt und eine schnelle und ergebnisorientierte Implementierung sind wichtiger denn je.“ Dies gelte vor allem für das positive „Kundenerlebnis“ – denn konsequente Kundenbeziehungsprozesse und die Einhaltung der Serviceversprechen, was beispielsweise Erreichbarkeit, Lieferzeiten und Retourenabwicklung umfasst, sind ausschlaggebend für eine langlebige Kundenbindung.

“Ein leanes Produkt und eine schnelle und ergebnisorientierte Implementierung gewinnen immer mehr an Bedeutung“, weiß Sven Kohl von der CNT Management Consulting.

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Sven Kohl hat langjährige Erfahrungen bei diesem Thema und kann quasi „aus dem Nähkästchen plaudern“. Er ist Director Sales & Advisory bei CNT Management Consulting in Mainz, einem mehrfach ausgezeichneten internationalen Beratungshaus mit dem Schwerpunkt Digitalisierung. Vor über zwanzig Jahren in Wien gegründet, werden seitdem Unternehmen unterschiedlicher Sparten bei der Entwicklung und Implementierung von SAP-Lösungen unterstützt. Von zehn Standorten aus – in Deutschland zum Beispiel Mainz und München – betreut der Dienstleister weltweit über 180 Kunden.

Konzentration auf den Wettbewerbsvorteil

Einer der größten Vorteile einer (Public) Cloud ist die Reduktion auf das Wesentliche. Alle wichtigen und relevanten Anforderungen von Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen werden erfüllt. „Die Cloud ist stark auf Kernprozesse fokussiert“, erklärt Kohl. Das bedeute aber nicht, dass sich damit nicht mehr innovativ oder flexibel arbeiten lasse. Mit einem Cloud-Entwicklungskonzept und der „Business Technology Platform“ von SAP beispielsweise lassen sich – entkoppelt vom Kernprodukt – individuelle und perfekt zugeschnittene Prozesse entwickeln. Zudem bieten die SAP-Clouds eine Datensicherheit, die kaum ein Unternehmen intern abbilden könnte. „Mit einem ,digitalen Mindset‘ und der Anleitung eines leistungsfähigen Implementierungspartners spricht somit nichts mehr gegen Cloud-Lösungen“, betont Kohl.

Offen für Neues sein

„Um wirklich wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen noch offener für Veränderungen werden. Es ist wichtig, flexibel zu sein und auf Disruption reagieren zu können“, führt Kohl weiter aus. Schlanke „Best Practice-Prozesse“, also Erfolgskonzepte, die sich bereits in anderen Unternehmen bewährt haben, können dabei helfen, Software im eigenen Betrieb schnell zu implementieren. Dabei sollten aber immer nur die Standard-Informationstechnik (IT)-Prozesse angepasst werden, die einem Unternehmen einen unbestrittenen Geschäftsvorteil gegenüber dem Wettbewerb verschaffen.

Doch selbst wenn alle Beteiligten das verinnerlicht haben und über ein „digitales Mindset“ verfügen, ist es nötig, dass die Änderungen im Unternehmen mittels Änderungsmanagement in einem digitalen Transformationsprojekt proaktiv begleitet werden. Denn Veränderungen werden auf alle Beteiligten zukommen – und dies vorab mit einzuplanen, ist einer der wichtigen Erfolgsfaktoren auf dem Weg zu einem digitalen Unternehmen.

Neue Perspektiven für das „Business“

„Wir sehen aktuell eine Veränderung, was die Herangehensweise unserer Kunden angeht“, so Kohl. „Früher war der Wunsch nach einer neuen Softwarelösung von der internen IT getrieben. Heute – und das gilt auch für Cloud-Lösungen – geht der Druck eher vom Business aus.“ Denn „Verkauf, Marketing und Co.“ möchten gerade in unsicheren Zeiten, wie sie aktuell vorherrschen, die „Customer Experience“ verbessern. Diese Herangehensweise hat sich in vielen Betrieben bewährt: Positive Kundenerfahrungen unterstützen wirkungsvoll die Bindung zwischen dem Anwender und dem offerierten Produkt (beziehungsweise seinem Anbieter) und erreichen in aller Regel das Ziel, den Kunden langfristig zu binden.

Die Herausforderung bei der Umsetzung eines erfolgreichen IT-Projekts besteht darin, auch Themen wie Compliance, Datensicherheit, Back-up, User Management und Lizenzverwaltung in die Cloud-Strategie zu integrieren. Die Einbeziehung der internen IT bei einem digitalen Transformationsprojekts ist absolut notwendig. Digitalisierung ist ein Weg, der nur zusammen angegangen werden kann, und alle Beteiligten müssen dazu an einem Strang ziehen.

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