Stand: 05.09.2022 19:07 Uhr
Von den drei verbliebenen Atomkraftwerken in Deutschland sollen zwei nicht wie geplant zum Jahresende komplett abgeschaltet werden. Das hat Bundeswirtschaftsminister Habeck (Grüne) am Montagabend mitgeteilt. Seinen Worten zufolge sollen die Atomanlagen Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim in Baden-Württemberg noch bis April 2023 als “Einsatzreserve” weiterlaufen. Bei Bedarf könnten sie dann kurzfristig hochgefahren werden. Der Minister verwies auf die Ergebnisse eines zweiten Stresstests zur Energieversorgung in Deutschland. Demnach könne eine Störung der Stromversorgung in Deutschland im kommenden Winter nicht ganz ausgeschlossen werden, auch wenn dies sehr unwahrscheinlich sei: “Wir haben eine hohe Versorgungssicherheit. Wir haben eine große Netzstabilität”, sagte Habeck. Das Atomkraftwerk bei Lingen im Emsland soll hingegen wie geplant zum Jahresende vom Netz gehen.
Preissprung bei Erdgas nach russischem Lieferstopp
Der vorläufige Gas-Lieferstopp Russlands über die wichtige Pipeline Nord Stream 1 hat den europäischen Gaspreis nach oben schnellen lassen. Heute Vormittag sprang der Preis des sogenannten Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas um etwa 72,50 Euro auf zwischenzeitlich 281 Euro je Megawattstunde. Das waren rund 35 Prozent mehr als noch am vergangenen Freitag. Der TTF-Kontrakt wird häufig als Richtschnur für das europäische Preisniveau verwendet.
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Russland lässt seine Erdgaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 bis auf Weiteres ruhen. Als Grund gab der Konzern Gazprom am Wochenende technische Probleme an. Vermutet wird aber, dass Russland den Westen im Ukraine-Konflikt mehr unter Druck setzen will. Nach zuvor monatelangem Preisanstieg war Erdgas in der vergangenen Woche erstmals wieder spürbar billiger geworden. Auslöser war, dass das Auffüllen der Erdgasspeicher in Europa schneller als geplant vonstatten geht.
Gemischte Reaktionen auf Entlastungspaket
Derweil geht die Debatte um das von der Bundesregierung geschnürte Paket zur Entlastung der Bürgerinnen und Bürger in der Energiekrise weiter. Die CDU kritisiert die Maßnahmen als unzureichend. Generalsekretär Czaja sagte, das Paket werde der Krise nicht gerecht. So werde für Normalverdiener und für mittelständische Betriebe keine Entlastung erreicht. Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg fordern bei der Umsetzung des Entlastungspakets mehr Mitsprache der Bundesländer.
AUDIO: Gemischte Reaktionen auf das dritte Entlastungspaket des Bundes (3 Min)
Das steckt drin im Entlastungspaket der Ampelkoalition
Die Bundesregierung will die Bevölkerung und Unternehmen angesichts der hohen Energiepreise um weitere 65 Milliarden Euro entlasten. Geplant sind laut Bundeskanzler Scholz (SPD) unter anderem Einmalzahlungen an Rentner und Studierende, eine Kindergelderhöhung sowie eine Entlastung mittlerer Einkommen. Zudem verständigte sich die Koalition darauf das zum 1. Januar geplante Bürgergeld, das Hartz IV ablösen soll, auf rund 500 Euro zu erhöhen. Ferner soll es eine Wohngeldreform geben. Um die Maßnahmen zu finanzieren, will die Koalition auch hohe Gewinne von Energieunternehmen abschöpfen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
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