Die steigenden Rohstoff-und Energiepreise belasten das Handwerk.
picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert
Die Strom- und Gaspreise sind in den vergangenen Monaten rasant gestiegen und belasten den Mittelstand.
Es mehren sich die Fälle von Bäckereien, die aufgrund steigender Rohstoff- und Energiepreise Insolvenz anmelden mussten.
Zuletzt etwa die Bäckereikette Thilmann Brot aus Rheinland-Pfalz mit 90 Mitarbeitern.
Anfang September sorgte ein Auftritt des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne) in der ARD-Sendung „Maischberger“ für Kritik. Auf die Frage, ob er aufgrund der Energiekrise mit einer Insolvenzwelle am Ende dieses Winters rechne, antwortete er: „Nein, das tue ich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass bestimmte Branchen einfach erstmal aufhören, zu produzieren.“ In der Bäckereibranche sorgte Habecks Äußerung für Empörung. Dass eine Bäckerei nicht einfach für drei Monate schließen und dann wieder aufmachen kann, zeigen die Berichte über die in Zahlungsnot geratenen Unternehmen.
Ein Beispiel hierfür ist die Bäckereikette Thilmann Brot aus Wolken in Rheinland-Pfalz, über deren Insolvenz unter anderem der Südwestrundfunk (SWR) berichtete. Wegen der hohen Energiepreise sei das Unternehmen, das zum Demeter-Verband gehört, zahlungsunfähig geworden. Der Insolvenzverwalter, Jens Lieser, habe mitgeteilt, dass die Bäckereikette mit ihren 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Filialen „unverschuldet in die Insolvenz gerutscht“ sei. Der Betrieb solle aber in den 20 Filialen, die noch offen sind, „uneingeschränkt weitergehen“. Auslöser für die Insolvenz seien, wie Lieser mitteilte, die hohen Energiekosten, die sich um mehr als das Zehnfache erhöht hätten.
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Hohe Rohstoff- und Energiepreise setzen Bäckereien unter Druck
Nicht nur die Energiekosten, auch die Rohstoffpreise belasten die Bäckereien: „Weizenmehl ist zum Teil dreimal so teuer gewesen. Wir können unsere Kosten nicht eins zu eins an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergeben, sonst gehen noch mehr Kunden zu den Discountern“, sagte Heinrich Traublinger, Landes-Innungsmeister für das bayerische Bäcker-Handwerk, der Augsburger Allgemeinen.
Wie der Bäckereikette Thilmann Brot, geht es auch der Bäckerei Goldjunge aus Langenzenn in Bayern. Die Bäckerei mit knapp 300 Mitarbeitern hat nach Angaben des Bayerischen Rundfunks ebenfalls Insolvenz anmelden müssen, aber auch hier laufe die Produktion aktuell noch weiter. Insolvenzverwalter Volker Böhm versuche nun einen Käufer oder Investor zu finden, was aktuell aber schwierig sei.
Ein ähnliches Schicksal erlebten die Großbäckerei Stöhr-Brot aus Westerstede, die Bäckerei Hampe aus Neunkirchen, die Brotmanufaktur Gaues aus Hannover und die Traditionsbäckerei Otten aus Bremen, die auch Insolvent anmelden mussten.
Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerk sind viele Bäckereien angesichts der dramatisch gestiegenen Energiekosten von einer Insolvenz bedroht. Darüber, wie viele es sind, lägen allerdings keine Zahlen vor. „Gerade kleine Familienunternehmen geben ihr Geschäft einfach auf, ohne offiziell Insolvenz anzumelden. Erst wenn Sie ihre Innungsmitgliedschaft oder den Eintrag in der Handwerksrolle kündigen, fallen sie aus der Statistik“, sagte Susan Hasse, Sprecherin des Zentralverbands, auf Anfrage von Business Insider.
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Das Bäckerhandwerk fordert schnelle Hilfen von der Politik – kommen die auch?
Statt der Gasumlage will der Bund nun so schnell wie möglich eine Gaspreisbremse für Unternehmen und private Haushalte einführen – mindestens für einen Teil des Verbrauchs. Wie die genau aussehen soll, ist allerdings unklar. Deswegen soll Mitte Oktober eine Expertenkommission einen Vorschlag für die konkrete Umsetzung machen. Als weitere Maßnahme will der Bund eine Strompreisbremse einführen.
Außerdem will Habeck den Rettungsschirm für kleine und mittlere Unternehmen ausweiten, deren Existenz durch die Energiekrise gefährdet ist. Etwa eine Million kleine und mittlere Firmen, wie etwa Bäcker, will er unter den Rettungsschirm nehmen.
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Mit Material der DPA