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Die Rückgänge bei der Deutschen Post fielen beim Umsatz am stärksten im Frachtgeschäft Global Forwarding, Freight (GFF) aus, beim operativen Gewinn (EBIT) am stärksten im deutschen Brief- und Paketsegment.
Für die Prognose im Gesamtjahr sowie für 2025, die seit Anfang März besteht, sieht sich der Bonner DAX-Konzern auf Kurs. Diese sieht für 2023 einen Rückgang beim operativen Gewinn (EBIT) auf 6 bis 7 Milliarden Euro (von 8,436 Milliarden Euro 2022) sowie beim Free Cashflow auf 3 Milliarden Euro (2022: 4,6 Milliarden Euro) vor.
Im Auftaktquartal sank der Umsatz um gut 7 Prozent auf 20,9 Milliarden Euro. Das EBIT betrug rund 1,64 Milliarden Euro, ein Minus von 24 Prozent zum Vorjahreswert von rund 2,2 Milliarden. Nach Steuern und Dritten gab der Gewinn um knapp 33 Prozent nach auf 911 Millionen Euro, im Vorjahr hatte er bei rund 1,4 Milliarden Euro gelegen. Je Aktie unverwässert betrug der Gewinn 0,76 Euro, nach 1,10 Euro.
Die Post veröffentlichte ihre Quartalszahlen einen Tag vor der Hauptversammlung, nach der Tobias Meyer am Donnerstag die Konzernführung von Frank Appel übernehmen soll. Appel hat die Deutsche Post 15 Jahre geleitet hat.
Der Kurs der Post-Aktie legte am Morgen zunächst um fast drei Prozent auf 44,64 Euro zu und erreichte das höchste Niveau seit Ende März 2022. Danach bröckelten die Kursgewinne jedoch ab, zum Handelsende lag das Papier via XETRA dann noch 1,10 Prozent im Plus bei 43,84 Euro.
Abschwung trifft Deutsche Post nicht so stark wie befürchtet
Alexander Irving vom US-Analysehaus Bernstein Research lobte die Widerstandsfähigkeit der Post und verwies im Vergleich auf die gesenkte Jahresprognose des US-Paketdienstes UPS (United Parcel Service) vor gut einer Woche.
Gleich in vier ihrer fünf Geschäftsbereiche musste die Post in den ersten drei Monaten des Jahres einen Ergebnisrückgang einstecken. Besonders stark traf es das Geschäft im Heimatmarkt Deutschland, wo der Tarifstreit mit den Arbeitnehmer-Vertretern für den Konzern teuer wurde. Unter anderem musste der Konzern zusätzliches Personal bezahlen, um Streikausfälle auszugleichen.
Auch das internationale Frachtgeschäft büßte überdurchschnittlich stark ein, allerdings bei weitem nicht so sehr, wie Analysten befürchtet hatten. Im vergangenen Jahr hatten die wegen angespannter Lieferketten hohen Preise für See- und Luftcontainer zum Warentransport das Ergebnis der Sparte noch beflügelt. In der Paketzustellung außerhalb Deutschlands musste der Konzern nun höhere Kosten und Investitionen schultern, sodass der Gewinn im Tagesgeschäft um mehr als ein Fünftel zurückging.
Im lukrativen Geschäft mit zeitkritischen Sendungen der Sparte DHL Express fiel der Gewinnrückgang mit sieben Prozent hingegen nur vergleichsweise gering aus. Einzig in der Lieferketten-Logistik konnte der Konzern den operativen Gewinn steigern. Hier profitierte die Post im ersten Quartal von einem anhaltend hohen Nachfrage nach Automatisierung von Prozessen.
Deutsche-Post-CFO: Neuer Tarifvertrag kostet 2023 etwa 400 Mio. EUR
Die Deutsche Post hatte im ersten Quartal nach Angaben von CFO Melanie Kreis im deutschen Brief- und Paketgeschäft 115 Millionen Euro an Mehrkosten im Zusammenhang mit der Tarifeinigung zu verkraften. Für das Gesamtjahr beziffert der Konzern die Kosten auf 400 Millionen Euro. Im ersten Quartal sei ein höherer Anteil davon angefallen, da mehr Personal angesichts des Risikos möglicher unbefristeter Streiks vorgehalten wurde, sagte Kreis in der Telefonkonferenz mit Investoren.
Der Konzern hatte sich im März mit der Gewerkschaft Verdi auf einen 24-monatigen Tarifvertrag für die 160.000 Tarifbeschäftigten bei Post & Paket Deutschland geeinigt, der eine durchschnittliche Tariferhöhung von 11,5 Prozent über alle Einkommensgruppen hinweg vorsieht. Enthalten ist in dem Paket eine steuerfreie Sonderzahlung zum Inflationsausgleich von 3.000 Euro zwischen April 2023 und März 2024.
Post & Paket Deutschland hatte mit einem 61-prozentigen EBIT-Rückgang Kreis zufolge “ein schwieriges erstes Quartal”. Angesichts des möglichen Streiks seien die Kunden vor Ostern zurückhaltend gewesen. Im Jahresverlauf rechnet Kreis mit einer “etwas positiveren” Entwicklung, allerdings bleibe das Umfeld schwierig angesichts von Kosteninflation und der vom Gesetzgeber begrenzten Möglichkeiten, die Preise zu erhöhen.
Die Post erwägt Schritte zur vorzeitigen Erhöhung des Briefportos
Die Deutsche Post erwägt wegen deutlich gestiegener Kosten, ein Verfahren zur vorzeitigen Erhöhung des Briefportos anzustoßen. Man prüfe, ob gewisse Parameter erfüllt seien und werde dann entscheiden, sagte Post-Vorstand Tobias Meyer am Mittwoch in Bonn. “Natürlich werden wir uns genau anschauen, welche Möglichkeiten es gibt.” Allerdings seien die Hürden für den entsprechenden verwaltungsrechtlichen Akt “nicht niedrig”, gab er zu bedenken. Die Post darf das Porto nicht selbst festlegen. Stattdessen macht die Bundesnetzagentur als zuständige Behörde Vorgaben, anhand derer die Post an der Preisschraube drehen darf.
Normalweise geschieht dies alle drei Jahre. Das jetzige Porto gilt seit Anfang 2022, damals verteuerte sich der Inlands-Standardbrief von 80 auf 85 Cent. Andere Brief-Arten wurden ebenfalls teurer. Das jetzige Porto läuft planmäßig Ende 2024 aus.
Es wurde in einer Zeit festgelegt, als die Inflation noch sehr niedrig war. Dass die Regulierungsbehörde bei der damaligen Berechnung des Preiserhöhungskorridors von einer weiterhin recht niedrigen Teuerung ausging, sieht Meyer kritisch. “Das hat das letzte Mal nicht gut funktioniert, dass man bei dem Verfahren eine viel zu niedrige Inflationen angenommen hat.”
Der Bonner Logistiker argumentiert, dass seine Kosten zum Betrieb des Brief-Versandnetzes seither stark gestiegen seien. Die Post ist als sogenannter Universaldienstleister das einzige Unternehmen, das überall in Deutschland Briefe zustellen muss – also nicht nur in Städten, wo die Zustellkosten relativ niedrig sind, sondern auch auf dem Land. Außerdem muss sie Pflichten zum Filialnetz, zur Briefkasten-Erreichbarkeit und zur Geschwindigkeit des Briefversands erfüllen.
Designierter Dt-Post-CEO: Starten Ende 2023 Planung für Zyklus ab 2025
Der designierte Chef der Deutschen Post, Tobias Meyer, will kurzfristig auf Kontinuität setzen, aber zügig zum Jahresende zusammen mit dem übrigen Vorstand die Planung für den nächsten Geschäftszyklus ab 2025 angehen. Das sagte Meyer in Telefonkonferenzen mit Medien und Analysten am Mittwoch nach Veröffentlichung der Ergebnisse für das erste Quartal. Meyer, Jahrgang 1975, übernimmt am Donnerstag nach der Jahreshauptversammlung offiziell den Stab von Frank Appel, der den Konzern die vergangenen 15 Jahre an der Spitze prägte.
“2025 ist ja gar nicht mehr so weit weg, wir haben typischerweise uns immer im Jahr vorher intensiv im Vorstand auseinandergesetzt, was wollen wir uns für den nächsten Horizont vornehmen, und das werden wir diesmal auch so halten”, sagte Meyer, der seit 2013 im Unternehmen ist. Diese Diskussionen würden Ende des Jahres im Vorstand beginnen, dann werde man sehen, ob die Strategie wieder für einen Fünfjahreszyklus, also bis 2030, festgelegt würde. “Aus heutiger Sicht spricht erstmal nichts dagegen.” Der Konzern werde sich Märkte, Segmente und Regionen ansehen in Bezug auf Opportunitäten und eventuell nötige Veränderungen.
Das Unternehmen sei in den vergangenen Jahren immer gut gefahren mit einem längerfristigen Ausblick, derzeit der Strategie 2025, die als Rahmenwerk fungiere. “Da gibt es keinen Grund, irgendetwas kurzfristig zu ändern”, sagte Meyer. Das sei auch im Hinblick auf die Trends so – er nannte als die wichtigsten für den Konzern Globalisierung, Digitalisierung E-Commerce und Nachhaltigkeit. Die Strategie 2025 werde weiter fortgesetzt und deren Prioritäten graduell angepasst, “wie es eben erforderlich ist”, wo sich Opportunitäten im Markt sowie Herausforderungen böten, wie zum Beispiel aktuell bei Post & Paket Deutschland.
Trends Globalisierung, Digitalisierung, E-Commerce und Nachhaltigkeit
Derzeit sei zu beobachten, dass sich beispielsweise die Globalisierung ändere, aber dadurch werde der Welthandel nicht eingeschränkt, sondern Produktion und Lieferketten geopolitisch verlagert.
“Wir wollen den Kunden helfen, ihre Supply Chain so umzustellen, dass sie auch mit den neuen makroökonomischen Bedingungen möglichst gut klarkommen”, sagte Meyer.
Zudem sei E-Commerce der Wachstumstreiber in mehreren Geschäftssegmenten des Konzerns und habe “mindestens noch eine Dekade von überproportionalem Wachstum”. Den Punkt Nachhaltigkeit will Meyer in allen Segmenten vorantreiben, um tatsächlich Emissionen zu vermeiden und zu senken, im Konzern sowie im Kundenkontakt.
Einen Rückzug – oder teilweisen Rückzug – aus China im Zuge der aktuellen geopolitischen Spannungen sieht Meyer für den Konzern derzeit nicht. “Wir sind dort, wo unsere Kunden sind. Dementsprechend werden wir nachvollziehen, wenn sich der Footprint unserer Kunden ändert”, so Meyer. “Es sieht im Moment nicht danach aus, als würde es zu einer Reduktion unserer Aktivitäten in China führen.” Dahingehend gebe es keine Pläne.
Zum Thema Zukäufe sagte Meyer, die derzeitige “Phase makroökonomischer Unsicherheiten” biete auch Wachstumsmöglichkeiten, weil sich Bewertungen ändern. Der Konzern sei sehr solide aufgestellt, “da gibt es auch Opportunitäten, die man sich verstärkt anschaut”. Zum Beispiel in den Bereichen E-Commerce und Nachhaltigkeit sehe er noch Wachstums- und Geschäftsopportunitäten. Generell gälten für Zukäufe unverändert drei Kriterien: Sie müssen den Konzern strategisch nach vorne bringen – sei es mit verstärkter “Managementkapazität oder einem physischen Netzwerk”. Die Transaktion müsse “zu einem vernünftigen Preis machbar sein”, und das Übernahmeziel müsse “einfach integrierbar sein”.
FRANKFURT (Dow Jones) / BONN (dpa-AFX)
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