Sitzen viele Bundesbürger wegen Wärmepumpen am Ende im Kalten?

Der Fall von Wohnungs-Riese Vonovia heizt die Spekulationen neu an: Verfolgt die Ampel-Regierung mit ihrem ab 2024 geplanten Einbauverbot von Öl- und Gasheizungen und ihrer einseitigen Ausrichtung auf Wärmepumpen den richtigen Weg?

Am Donnerstag meldete Vonovia, in zahlreichen Fällen bereits installierte Wärmepumpen nicht in Betrieb nehmen zu können. Grund: zu wenig Netzkapazitäten. Im Klartext also: zu wenig Strom!

Vonovia dürfte kein Einzelfall bleiben, erwarten Experten. Zum Beispiel beklagt der Städte- und Gemeindebund schon seit Längerem, dass die lokalen Netzkapazitäten für massenhaft Wärmepumpen nicht ausreichen.

Die Bundesnetzagentur plant daher bereits, bei Krisenlagen die Stromzufuhr für Wärmepumpen drosseln zu können.

Dazu kommt ein weiteres Problem: Das EU-Parlament und Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) wollen sogenannte F-Gase (fluorierte Kältemittel) verbieten. Die meisten Wärmepumpen nutzen bislang aber genau diese. Ohne das Mittel könnte das geplante Ziel der Bundesregierung von 500 000 neuen Wärmepumpen pro Jahr massiv wackeln.

Droht Deutschland also ein Wärmepumpen-Debakel?

„Die Netze sind nicht ausreichend ausgebaut“

Energieexperte Prof. Manuel Frondel (58) vom Institut RWI warnt in BILD: „Es ist davon auszugehen, dass Vonovia kein Einzelfall bleibt. Die Verteilnetze sind nicht ausreichend ausgebaut, deshalb steht nicht genug Strom für den großflächigen Einbau von Wärmepumpen zur Verfügung.“

Die Wärmewende „mit der Brechstange“ sei der falsche Weg, so Prof. Frondel weiter. „Zuerst muss sichergestellt werden, dass Netze ausgebaut und genügend Fachkräfte im Handwerk vorhanden sind. Die Bundesregierung und Robert Habecks Wirtschaftsministerium stehen in der Pflicht, die Voraussetzungen für eine sichere und bezahlbare Wärmewende zu schaffen“, so Frondel.

Auch Energie-Professor André Thess (59, Uni Stuttgart) warnt vor „Engpässen“ als Begleiterscheinung eiliger politischer Entscheidungen. Das scheint auch bei Wärmepumpen der Fall zu sein.

Der Bundesverband Wärmepumpe will dagegen von einem Wärmewende-Debakel vorerst nichts wissen. Die Einbau-Ziele von 500 000 Stück pro Jahr seien nicht gefährdet, erklärte eine Sprecherin auf BILD-Anfrage. Man bekenne sich zum Übergang vonfluorierten zu natürlichen Kältemitteln.

Den schleppenden Netzausbau sieht die Wärmepumpen-Branche allerdings auch als Problem. Es gebe „800 Verteilnetzbetreiber, deren Netze in sehr unterschiedlichem Zustand sind. Für einige besteht Nachholbedarf, wenn es um den Anschluss von Mehrfamilienhäusern geht“, so die Verbandssprecherin.

Aber: Man gehe davon aus, dass die Netze rechtzeitig so ausgebaut werden, dass die Wärmepumpen reibungslos funktionieren werden.

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