Deutsche Wirtschaft stagniert

IW-Geschäftsführer Bardt: „Wir brauchen jetzt effektive Wirtschaftspolitik“

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Fordert Wirtschaftspolitik statt Krisenpolitik: Hubertus Bardt.

Die deutsche Wirtschaft schwächelt: Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts stagniert das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Jahresquartal. Hubertus Bardt vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) nennt die größten Gründe und fordert ein Umdenken in der deutschen Politik.

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Am Freitag stellte das Statistische Bundesamt die BIP-Zahlen für das zweite Quartal vor. Das Ergebnis: Die deutsche Wirtschaft stagniert. Das Bruttoinlandsprodukt ist zwischen April und Juni weder geschrumpft noch gewachsen. Für den Geschäftsführer des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), Hubertus Bardt, ist das wenig überraschend. Er sieht vor allem die hohen Energiekosten als Problem. „Wir haben nach wie vor die hohen Energiekosten, welche die Industrie negativ beeinflussen. In den USA sind die Preise vor allem für Gas um ein Vielfaches günstiger“, sagte Bardt dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) am Freitag.

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Hinzu kommen die steigenden Zinsen, die laut Bardt vor allem die Bauwirtschaft treffen würden und zu spürbar weniger Bauanträgen führen. Der Professor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf nennt allerdings auch ein anderes, sehr viel spezifischeres Problem in Deutschland: „Wir beobachten einen ausgeprägten Pessimismus gegenüber bürokratischen Problemen. Gerade die mittelständischen Unternehmen beschweren sich.“

Ökonomen prognostizierten eigentlich Aufschwung

Trotzdem ist die Stagnation der deutschen Wirtschaft ein wenig überraschend. Schließlich prognostizierten etliche Ökonomen zu Jahresbeginn einen Wirtschaftsaufschwung für 2023. „Die Stimmungsindikatoren waren damals deutlich besser. Nachdem klar war, dass die Gasvorräte für den Winter reichen, dachten wir, dass das Schlimmste überstanden wäre“, erklärt Bardt.

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Laut des IW-Geschäftsführers machen sich etliche Experten zu Recht Sorgen um den Industriestandort Deutschland. „Es gibt definitiv das Risiko einer Schwächung der Industrie. Wir befinden uns in keinem ruhigen Fahrwasser.“

Bardt fordert Umdenken in der Bundespolitik

Die Bundesregierung um Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck möchte dies verhindern. Habeck schlägt deshalb einen staatlich subventionierten niedrigeren Industriestrompreis vor. Der Grünen-Politiker möchte so für Investitionsimpulse in der energieintensiven Industrie sorgen. „Wir haben in der Tat Bereiche, in denen wir Gefahr laufen, Industrien zu verlieren, bis wir die Transformation des Energiesystems geschafft haben“, so Bardt. Laut ihm brauche es allerdings langfristige Ideen, um Probleme zu lösen.

Er fordert ein größeres Umdenken in der deutschen Politik. „Die letzten Jahre machte unsere Regierung Krisenpolitik. Wir brauchen jetzt aber effektive Wirtschaftspolitik.“

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