Er griff ein, um zu helfen – und bezahlte mit seinem Leben: Der Polizist, der bei dem Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz schwer verletzt worden war, ist tot. Das teilten die Staatsanwaltschaft Karlsruhe, das Polizeipräsidium Mannheim und das Landeskriminalamt am Sonntagabend mit.
Zugleich wird über Konsequenzen des Angriffs vom Freitag debattiert. Für das Rathaus der Stadt hat Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) Trauerbeflaggung ab diesem Montag angeordnet. Zugleich appellierte Specht an die Bürger: „Ich bitte Sie alle: Lassen Sie uns angesichts der tragischen Entwicklung innehalten und gemeinsam daran arbeiten, unsere Stadtgesellschaft in all ihrer Vielfalt zu einen und jegliche Spaltung zu vermeiden!“
Ein 25-Jähriger hatte bei einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) auf dem Marktplatz mehrere Personen mit einem Messer angegriffen und sechs davon schwer verletzt. Zu den Verletzten zählt auch das BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger.
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Dem 29-jährigen Polizeibeamten habe der Angreifer dabei mehrmals in den Bereich des Kopfes gestochen, hieß es. Der Polizist sei unmittelbar nach der Tat notoperiert und in ein künstliches Koma versetzt worden. Er erlag demnach in den späten Nachmittagsstunden seinen schweren Verletzungen. „Wir trauern um einen Polizeibeamten, der für unsere Sicherheit sein Leben gegeben hat“, teilten die Staatsanwaltschaft und die Polizei mit.
Bundesweit trauerten Polizeibehörden, Landeskriminalämter und das Bundeskriminalamt auf der Plattform X unter dem Hashtag #einervonuns um den gestorbenen Kollegen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte: „Ich bin tief erschüttert über den Tod des Polizisten, der in Mannheim mutig eingriff, um Menschenleben zu schützen.“
Steinmeier zeigte sich zugleich besorgt über eine „Verrohung der politischen Auseinandersetzung und der wachsenden Gewaltbereitschaft in unserem Land.“ „So darf es nicht weitergehen. Gewalt gefährdet, was unsere Demokratie stark gemacht hat“, mahnte der Bundespräsident.
Trauerzeremonie auf dem Marktplatz
Quelle: dpa/Boris Roessler
In Mannheim trauerten Polizisten nach Bekanntwerden des Todes auf dem Marktplatz um ihren Kollegen. Auf Facebook teilte die Polizei Mannheim mit: „Wir sind zutiefst erschüttert – der Verlust trifft uns alle sehr und macht uns fassungslos.“ Die gesamte Polizeifamilie sei in Gedanken bei den Freunden, Angehörigen und der Familie des verstorbenen Kollegen.
„Er war ein besonderer Mensch – ruhig und bedacht im Handeln und immer mit einem freundlichen, offenen Lächeln gegenüber jeder und jedem. Wir werden ihn nie vergessen!“
Das nordrhein-westfälische Innenministerium ordnete Trauerflor an Funkstreifenwagen und Streifenbooten an. Zudem soll für die Auftritte der Behörden in den sozialen Medien ein virtueller Trauerflor umgesetzt werden.
„Gegen islamistischen Terrorismus müssen wir uns zur Wehr setzen“
Deutlich äußerte sich Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). „Der Tod des jungen Polizisten berührt mich sehr“, schrieb Lindner auf X. „Und mich macht wütend, was in unserem Land passiert. Gegen den islamistischen Terrorismus müssen wir uns zur Wehr setzen“, fügte er hinzu. „Die Sicherheitsbehörden werden wir dafür finanziell weiter stärken. Schluss mit falscher Toleranz.“
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Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich betroffen. „Es bestürzt mich zutiefst, dass der mutige Polizeibeamte nach dem furchtbaren Angriff in Mannheim seinen schweren Verletzungen erlegen ist“, erklärte Scholz im Onlinedienst X. „Sein Einsatz für die Sicherheit von uns allen verdient allerhöchste Anerkennung.“
Bundesaußenministern Annalena Baerbock (Grüne) würdigte ebenfalls den Einsatz des Polizisten. „Er versuchte, Leben zu retten und starb für unser aller Sicherheit und Freiheit“, schrieb sie auf X.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, der Tod des Polizisten mache sie „unendlich traurig“. „Er war mutig eingeschritten, um Leben zu retten. Er ist im Dienst für unsere Sicherheit gestorben“, betonte sie. „Der Täter muss mit maximaler Härte des Gesetzes bestraft werden“, schrieb die Ministerin auf X. „Das Motiv wird weiter untersucht, aber klar ist: Unsere Sicherheitsbehörden haben die islamistische Szene fest im Visier und verstärken diesen Kampf weiter.“
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Grünen-Chef Omid Nouripour sprach von einer „grausamen Nachricht“ vom Tod des Polizisten. „Er leistete mutig seinen Dienst und hat versucht Leben zu retten. Der verletzte Polizist in Mannheim hat selbst nicht überlebt“, schrieb Nouripour auf X.
AfD-Parteichefin Alice Weidel schrieb auf X: „Meine Gedanken sind nicht nur bei dessen Angehörigen, sondern bei allen Beamten, die sich aufgrund einer unsäglichen Politik täglich in Lebensgefahr begeben müssen.“
„Die Nachricht erschüttert mich bis ins Mark“, erklärte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). „Alle unsere Gedanken sind bei der Familie, den Angehörigen und den Kolleginnen und Kollegen.“
Die Tat zeige, „welchem oft unkalkulierbaren Risiko Polizeibeamte tagtäglich ausgesetzt sind“, fügte Kretschmann hinzu. „Ich möchte deshalb auch mein tiefstes Mitgefühl an alle Polizistinnen und Polizisten in Baden-Württemberg ausdrücken. Wir sind heute alle in tiefer Trauer mit Ihnen vereint.“
„Dieser junge Polizist hatte sein ganzes Leben noch vor sich“
„Dies sind Momente, in denen die Welt stillzustehen scheint“, erklärte Innenminister Thomas Strobl (CDU). „Die gesamte Polizei Baden-Württemberg wird ihm stets und für immer ein ehrendes Andenken bewahren.“ Der Polizist sei Opfer eines brutalen, bestialischen Angriffs geworden. „Er ließ sein Leben, weil er dafür eingestanden ist, andere Menschen zu schützen.“
„Dieser junge Polizist hatte sein ganzes Leben noch vor sich“, sagte CDU-Landeschef Manuel Hagel. „Nichts kann diesen schmerzlichen Verlust wohl jemals heilen.“ Das ganze Land sei dem jungen Beamten für seinen Heldenmut zu tiefem Dank verpflichtet.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft reagierte betroffen, aber auch wütend. „Die Gewalt, die uns täglich begegnet, ist schonungslos brutal, menschenverachtend und oft tödlich“, sagte Landeschef Ralf Kusterer. Die Kampagnen gegen Hass und Hetze würden oft nicht einmal im Ansatz die Probleme treffen, die Polizisten täglich ertragen müssten. „Mit Diskussionen um Demokratie und Meinungsfreiheit erreicht man weder schuld- und deliktsunfähige Täter noch religiöse Fanatiker, deren Gedankenwelt uns völlig fremd und absurd erscheint.“
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Das Motiv des 25-jährigen Tatverdächtigen Sulaiman A. ist laut den Behörden noch immer unklar. Bisher war der Mann, der in Afghanistan geboren wurde, aber 2014 als Jugendlicher nach Deutschland kam, nicht vernehmungsfähig – er war in den Minuten nach der Attacke ebenfalls verletzt worden. Ein Polizist stoppte ihn mit einem Schuss.
A. wird versuchter Mord zur Last gelegt. Bisher war er polizeilich nicht in Erscheinung getreten, er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt im hessischen Heppenheim.