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Erstellt: 02.06.2023, 19:42 Uhr

Von: Stefanie Zipfer

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Apotheken schließen im Landkreis Dachau für einen TagMaximilian Lernbecher, Apotheker-Sprecher im Landkreis. © Privat

Am Mittwoch, 14. Juni, werden die Kunden bei der Apotheke ihres Vertrauens vor verschlossener Tür stehen: Auch im Landkreis Dachau schließen die Apotheken.

Dachau – Wie Maximilian Lernbecher, Inhaber der Oberen Apotheke in Dachau und Apotheken-Sprecher im Landkreis, nämlich mitteilt, beteiligen sich praktisch alle Apotheken in seinem Zuständigkeitsbereich am bundesweiten Apotheker-Protesttag. Lediglich zwei Apotheken werden – im Notdienst – arbeiten. Alle anderen rund 100 Kollegen sind im Ausstand beziehungsweise zwischen 10 und 13 Uhr auf dem Dachauer Rathausplatz anzutreffen. Mittels Flyern, Infoständen und Plakaten wollen sie auf die verzweifelte Situation ihres Berufsstands aufmerksam machen.

Apotheker traurig über drastischen Schritt

Grundsätzlich, betont Lernbecher und spricht dabei auch für seine Kollegen, sei es „traurig, dass wir diesen drastischen Schritt gehen müssen“. Allerdings hätten sich die Rahmenbedingungen für seinen Berufsstand zuletzt derartig verschlechtert, dass man sich fast schon „genötigt“ sehe, das Problem nun auch lautstark und öffentlich zu vertreten. Und vor allem: der Politik und den Krankenkassen zu zeigen, was passiert, wenn es im Land keine Apotheken mehr gäbe.

Wenn sich die Rahmenbedingungen nämlich nicht schnell verbesserten, werde es – auch im Landkreis Dachau – bald wesentlich weniger Apotheken geben. Lernbecher zufolge hätten „im ersten Quartal in Deutschland so viele Apotheken geschlossen wie nie zuvor“.

Im EU-Vergleich zeichne sich Deutschland schon heute durch eine relativ schwache Apotheken-Dichte aus. „Im europäischen Schnitt werden 100 000 Einwohner von 32 Apotheken versorgt. In Italien zum Beispiel sind es 31. Bei uns in Deutschland nur 22.“ Wenn sich der Trend fortsetze, dass junge Pharmazeuten sich nicht mehr trauen, ein eigenes Geschäft zu eröffnen, und die älteren Kollegen in Rente gehen, „dann wird es bei uns auf dem Land schwierig“, so Lernbecher.

Die Apotheker fordern bessere Bezahlung der Angestellten

Aber warum wollen junge Menschen nicht mehr Apotheker werden beziehungsweise eine Ausbildung zum pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) machen? Für Lernbecher ist der wichtigste Grund eindeutig „das Salär“. Wenn eine PTA von ihrem Gehalt nicht mehr leben könne, dazu noch eine Sechs-Tage-Woche und Notdienste leisten müsse, dann sei es eben schwierig, Personal zu finden. Lernbechers Forderung ist daher klar: eine Tariferhöhung. „Wir brauchen zehn Prozent mehr für unsere Angestellten!“

Die Arbeitgeber allein könnten diese Gehaltssteigerung aber nicht tragen. „Die Unkosten sind enorm gestiegen. Strom, Gas… was alle Bürger betrifft, betrifft auch uns!“ Finanzieren lasse sich das Gehaltsplus für die Angestellten daher nur über eine Erhöhung der für die Ausgabe von verschreibungspflichtigen Medikamenten ausgezahlten Pauschale. Diese Vergütung, betont Lernbecher, sei seit 2013 nicht mehr erhöht worden. Im Gegenteil: Anfang des Jahres beschloss das Bundesgesundheitsministerium sogar noch die Erhöhung des sogenannten Kassenabschlags, was für eine durchschnittliche Apotheke weitere 6000 Euro Mehrausgaben jährlich bedeute.

Hoffnung auf Verständnis bei den Kunden

Klar, gibt der Apotheker-Sprecher zu, während Corona hätten Apotheken gut verdient. Vor allem Masken und Tests hätten Einnahmen gebracht. Doch auch hier schränkt Lernbecher ein: „Wir mussten zusätzliches Personal einstellen, der Bürokratie-Aufwand war enorm.“ Allenfalls mittelfristig könnten die hiesigen Apotheken daher von den Corona-Jahren zehren.

Die Apotheker im Landkreis jedenfalls hoffen nun, auf Verständnis bei ihren Kunden für die Protestaktion zu stoßen. Lernbecher verspricht jedenfalls, am 14. Juni am Dachauer Rathausplatz für alle Fragen zur Verfügung zu stehen. Die Bürger könnten daher unbesorgt sein: „Keine Angst, von uns geht keiner zum Golfen.“

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