Die letzte Woche der Sommerferien in NRW dürfte bei Schülern für lange Gesichter sorgen. Bis zum Wochenende sinken die Temperaturen auf Höchstwerte um die 21 Grad, zusätzlich ziehen immer wieder kräftige Regenschauer übers Land, manchmal auch Gewitter mit stürmischen Böen. Keine guten Aussichten für alle, die vor dem Start des Schuljahrs im Freibad noch Sonne tanken wollen.
Wintereinbruch in den Alpen?
In den Medien ist der verregnete August ein großes Thema – die Rede ist sogar von einem drohenden “Wintereinbruch”, zumindest in den Alpen. Für WDR-Meteorologe Jürgen Vogt sind solche Prognosen völlig aus der Luft gegriffen: “Wintereinbruch klickt gut, ist aber völliger Schwachsinn.” Nach allen Prognosen sei ein Wintereinbruch extrem unwahrscheinlich. In Wirklichkeit erlebten die Deutschen zurzeit “lediglich einen kühleren August, als wir ihn aus den vergangenen Jahren gewöhnt sind”.
Kurzes Gedächtnis beim Thema Wetter
Jürgen Vogt
| Bildquelle: WDR
Beim Thema Wetter neigten die Menschen zu einem eher kurzen Gedächtnis, betont der Meteorologe. “In den 70er- und 80er-Jahren hätten wir das aktuelle Sommerwetter nicht als Versenker angesehen, sondern als einigermaßen durchschnittlich.” Seitdem habe sich aber eine deutliche Klimaveränderung in unseren Breitengraden abgespielt: Trockene Hitzeperioden in den Sommermonaten seien häufiger geworden und hielten durchschnittlich länger an. “Und daran haben wir uns ziemlich schnell gewöhnt.”
Auch in den Sozialen Medien ist das Wetter aktuell wieder ein großes Thema. Manche Kommentatoren führen die aktuelle kühle Periode als erneuten Beweis dafür an, dass der menschengemachte Klimawandel ein zweifelhaftes Konzept ist. “Das ist ein Effekt, den wir relativ oft beobachten”, meint Vogt. “Nach Hitzerekorden reichen zwei kühle Wetterwochen und es kommen wieder die Kommentare bei uns an, es wäre alles nicht so schlimm.”
Dabei seien Wetter und Klima nichts, was man so einfach gleichsetzen könne, so Vogt. Fakt sei, dass weltweit im Juli die bisher wärmsten Durchschnittstemperaturen seit dem Beginn der Aufzeichnungen gemessen wurden. Auch in Deutschland stiegen die Temperaturen seit Jahren: “Das messen wir.”
Festivals bereiten sich vor: Anreisestopp in Wacken
Aber ganz abgesehen von den langfristigen Aussichten: Die Besucher von Festivals müssen in dieser Woche wohl mit einer echten Schlammschlacht rechnen. Wegen völlig aufgeweichter Campingflächen hatten die Veranstalter des Wacken-Festivals in Schleswig-Holstein, das am Mittwoch startet, bereits am Montag Besucher gebeten, möglichst später anzureisen.
Am Dienstag wurde aus der Bitte ein Anreisestopp. “Wir sind sehr traurig, diese schwere Entscheidung treffen zu müssen”, teilten die Veranstalter am Nachmittag mit. Durch den vielen Regen der vergangenen 24 Stunden seien de Camping- und Veranstaltungsflächen und auch die Zufahrten in derart schlechtem Zustand, dass keine Fahrzeuge mehr auf das Gelände gelassen werden könnten. “Deshalb sind sämtliche Metalheads in Kraftfahrzeugen aller Art angehalten, ihre Reise nach Wacken abzubrechen oder gar nicht erst anzutreten”, hieß es. Man wolle aber versuchen, Fahrzeuge, die sich bereits in unmittelbarer Nähe zum Festivalgelände befänden, per Traktor an den gebuchten Standplatz zu schleppen.
Bonn und Haldern feieren, trotz Regen
So schlimm wie in Wacken seien die Verhältnisse derzeit nicht, sagt ein Sprecher des Bonner Green Juice Festivals dem WDR am Dienstag. “Trotzdem wird das Festival ab Donnerstag wohl eine schlammige Sache.” Die rund 7.500 Besucher sollten zwei Dinge mitbringen: “Gummistiefel und gute Laune.”
Immerhin: Ab Mittwoch sollen in Bonn 12 Sattelschlepper mit Sand anrollen. Bagger werden dann den gröbsten Matsch wegschaufeln und durch frischen Sand ersetzen. Eine ziemlich kostspieleige Aktion – die Betreiber hoffen, dass die Versicherung einspringt.
Haldern Pop 2015 – Spaß trotz Regen
| Bildquelle: WDR/Thomas von der Heiden
Auch beim Haldern Pop laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: “Wir legen hier und da Matten aus”, sagte ein Festivalsprecher, “aber nicht überall. Die Leute sollen schon noch merken, dass sie in der Natur sind”. Auch wenn sonniges Wetter natürlich für ein Festival optimal sei, habe auch ein verregnetes Event einen ganz besonderen Reiz. “Die Leute spüren sich wieder. Und das kann sehr toll sein.”
Köln: Kino im Sommerregen
Und beim Open Air Sommerkino im Kölner Rheinauhafen ist man auch entschlossen, durchzuziehen: Die angekündigten Filmvorführungen finden statt, Besucher müssten sich warm anziehen, sagt Betreiber Klaus Eschmann. Er hält Decken bereit, und gibt sich zuversichtlich: “Ein verregneter Sommer-Kino-Abend ist der, an den man sich erinnern wird, wo man sich zusammenkuschelt unterm Regenschirm.”
Bereits gekaufte Tickets können nicht zurückgegeben werden – außer, der Veranstalter sagt ab wegen Unwetter. Ticketbeitzer bekommen bis 19 Uhr am selben Tag Bescheid, ob der gebuchte Film gezeigt wird oder nicht.