Der neue Fokus der deutschen Außenpolitik auf Afrika bleibt trotz der Rückschläge in Mali richtig. Es war strategische Blindheit, den Kontinent vor der Toren Europas weitgehend außer Acht zu lassen und stattdessen das Hauptaugenmerk auf Asien zu legen. Vor allem sollte Afrika stärker wie ein Partner behandelt werden, nicht wie ein Hilfeempfänger.

Deutschland hat im europäischen Vergleich eine kurze Kolonialgeschichte in Afrika. Das kann manches erleichtern, vor allem im Unterschied zu Frankreich. Trotzdem gilt auch für Berlin, dass Afrika, so wie der globale Süden insgesamt, selbstbewusster geworden ist. Mit der deutschen Neigung, anderen Nationen Moralpredigten zu halten, wird man nicht weit kommen.

Rücknahme abgelehnter Asylbewerber

Der Bundeskanzler setzte in Nigeria immerhin einen Akzent auf die ausbaufähige wirtschaftliche Zusammenarbeit. Neben Flüssiggas spielte wie schon bei vorherigen Reisen wieder das Thema Wasserstoff eine Rolle. Die Pläne der Ampel zum Aufbau einer klimaneutralen Volkswirtschaft erfordern so große Mengen des Energieträgers, dass sie nicht allein in Deutschland hergestellt werden können.

Wenn man sich hier wieder vom Ausland abhängig machen will, ist es vernünftig, das Risiko (nicht nur in Afrika) zu streuen, also nicht auf einen großen Zulieferer zu setzen, wie das beim Gas aus Russland der Fall war. Dass gerade Nigeria, das stark von Öl und Gas lebt, in dieses Geschäft einsteigen wird, ist aber nicht gewiss.

Auch die Eindämmung der irregulären Migration bleibt schwierig, das zeigen die gewundenen Äußerungen des nigerianischen Präsidenten zur Rücknahme abgelehnter Asylbewerber. Die Bundesregierung muss da beharrlich bleiben, auch wenn Nigeria in der Asylbewerberstatistik nicht weit oben steht.

Den Migrationsdruck auf Deutschland verringert man nur mit vielen Maßnahmen. Bei diesem Thema wäre es allerdings noch wichtiger, dass Scholz nach Tunesien reist, einem wichtigen Transitland nach Europa, das sich mit der Zusammenarbeit bisher schwertut.

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