Deutscher Coup schockt die Boxwelt
Zu den Gratulanten von Vincenzo Gualtieri gehörte auch Gracianos Bruder Ralf Rocchigiani © IMAGO/Torsten Helmke
Deutschland hat wieder einen Weltmeister im Profiboxen: Der 30 Jahre alte Vincenzo Gualtieri, Zögling des verunglückten Graciano Rocchigiani, holt sich den vakanten IBF-Titel im Mittelgewicht.
Die Box-Nation Deutschland hat wieder einen Weltmeister im Profi-Bereich – und einen mit einer emotionalen Geschichte.
Der 30 Jahre alte Vincenzo Gualtieri, gefördert von der 2018 tragisch verstorbenen Legende „Rocky“ Graciano Rocchigiani holte sich am Samstagabend in seiner Heimatstadt Wuppertal den vakanten Titel im Mittelgewicht des Weltverbandes International Boxing Federation (IBF).
Er tritt damit in die Fußstapfen von Arthur Abraham und Felix Sturm, sowie auch die internationaler Superstars wie dem 2021 verstorbenen „Marvelous“ Marvin Hagler, Bernard Hopkins, Roy Jones Jr., Canelo Alvarez und Gennadi Golovkin, der den Titel im Februar niederlegte.
Gualtieri setzte sich in einem Kampf über zwölf Runden gegen den trotz des Heimvorteils für seinen Gegner überall favorisierten Brasilianer Esquiva Falcao einstimmig nach Punkten durch.
Falcao, der Golovkins Pflichtherausforderer gewesen wäre, ist ein Schützling von Bob Arum, der mittlerweile 91 Jahre alten Promoter-Ikone, der einst unter anderem die Klassiker von Hagler, „Hitman“ Thomas Hearns und Sugar Ray Leonard eingefädelt hatte und heute das US-Geschäft von Tyson Fury mitlenkt.
Unter den Gratulanten Gualtieris war ein weiterer früherer deutscher Weltmeister: Ralf Rocchigiani, Gracianos Bruder.
Gualtieri über Rocky: „Viel von ihm gelernt“
Gualteri schaute nach seinem Sieg in Richtung Himmel und erinnerte sich an sein Training in Gracianos Gym in Duisburg.
„Wir haben uns direkt gut verstanden und so ist dann daraus eine sehr enge Freundschaft entstanden. Der Kontakt mit der ganzen Familie Rocchigiani war immer sehr eng, sehr familiär“, sagte Gualteri – Spitzname: „Il Capo“ (der Chef) – vor dem Kampf im Interview mit RTL/n-tv.
„Ich habe viel von ihm gelernt“, sagt der Kämpfer vom Berliner Agon-Boxstall – der Arum im Wettbieten um den Austragungsort ausgestochen hatte – über seinen früheren Lehrmeister. „Eines Tages kannst Du Weltmeister werden“, hätte ihm der einstige Rivale von Henry Maske gesagt. Rocky sollte recht behalten (“Hau dem Wessi auf die Schnauze“: Wie Maskes umstrittener Sieg gegen Rocky die Nation bewegte).
Vincenzo Gualtieri und Graciano “Rocky” Rocchigiani verstanden sich gut
Weltmeister nach packendem Fight
Gualtieri rüttelte seinen Gegner in einem packenden Fight immer wieder mit guten Treffern durch. So auch in der zweiten Runde, als sein Uppercut Falcaos Deckung durchbrach. In der fünften Runde folgte der nächste Wirkungstreffer, in der siebten musste der Südamerikaner zu Boden. In Runde elf wurde der tapfer kämpfende Falcao nach einem erneuten Uppercut angezählt.
Gualtieri, wie die Eisenbieger-Söhne Graciano und Ralf Nachfahre italienischer Einwanderer, blieb damit auch in seinem 22. Profikampf ungeschlagen, nur ein Fight endete remis.
Falcao, 2012 in London Olympiazweiter, kassierte dagegen im 31. Kampf die erste Niederlage. 20-mal siegte er durch K.o.
Mit Sportinformationsdienst (SID)