Hubertus Heil (SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales, im dpa-Interview. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Rund 340.000 Ukrainerinnen und Ukrainer sind nach offiziellen Zahlen bereits nach Deutschland geflohen. Der Arbeitsminister ruft zu andauernder Hilfsbereitschaft auf.

Berlin – Viele ukrainische Kriegsflüchtlinge brauchen nach Einschätzung von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) eine längerfristige Perspektive in Deutschland. 

“Die Brutalität dieses Krieges, die Zerstörungen und die unabsehbare Dauer legen nahe, dass wahrscheinlich viele Menschen länger bei uns bleiben werden”, sagte Heil der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. “Darauf müssen wir uns einrichten.” Bislang sind rund 340.000 Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland offiziell festgestellt. “Die Hilfsbereitschaft und Großherzigkeit, die es derzeit bei vielen von uns in Deutschland gibt, müssen wir als Staat und Gesellschaft durchhalten – wahrscheinlich für eine längere Zeit”, sagte Heil.

“Von unseren Erfahrungen lernen”

Deutschland kann nach Einschätzung des Ministers dabei Lehren aus früheren Flüchtlingswellen ziehen. Nach der ersten Phase des Krisenmanagements, in der es um akute Versorgung gehe, müsse in einer zweiten Phase Integration ermöglicht werden. “Dabei können wir von unseren Erfahrungen lernen”, so Heil.

“Vor 30 Jahren gab es schon einmal einen Krieg in Europa. Nämlich in Bosnien.” Viele Bürgerkriegsflüchtlinge hätten damals gehofft, schnell nach Hause zu kommen. “Sie haben dann erlebt, dass es länger gedauert hat und die Kinder im Schulsystem waren, die deutsche Sprache gelernt haben, einen Schulabschluss gemacht haben und dann auch eine Perspektive bei uns gesucht haben”, sagte Heil.

Absehbar keine sichere Rückkehr

Viele der Menschen wollten eigentlich so schnell wie möglich in ihre Heimat zurück. “Zum Beispiel werden viele ukrainische Kinder, die jetzt bei uns in Deutschland sind, immer noch per Homeschooling aus ihrer Heimat unterrichtet – das alleine schon zeigt den Willen zur Rückkehr”, so der Minister. Doch der Krieg erlaube vielen absehbar keine sichere Rückkehr.

Heil bekräftigte, dass nun konkret weitere Sprachkurse breit ausgerollt würden und die Qualifikationen der Betroffenen besser anerkannt werden sollten. In der vergangenen Woche hatten Bund und Länder beschlossen, dass ukrainische Flüchtlinge Grundsicherung bekommen können und von den Jobcentern betreut werden sollen. Dort soll auch Vermittlung zu Arbeitsstellen leichter möglich sein.

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